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Niedersachsen: Apotheker-Arzt-Kooperation

Pharmazie- und Medizinstudierende lernen gemeinsam

Hannover, 15.12.2015 – Bundesweit einmalig ist ein Pilotprojekt der Apothekerkammer Niedersachsen zusammen mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule in Hannover. Junge Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) und Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJler) besprechen und beraten gemeinsam konkrete Patientenfälle. Die Fallbeispiele bringen die Mediziner aus den Arztpraxen mit, in denen sie zurzeit ausgebildet werden.

Arzt und Apotheker sprechen im Alltag zwar miteinander, doch allzu oft ist der Anlass für ein Telefonat ein Problem: Ein Formfehler auf dem Rezept oder eine Frage zur Dosierung muss geklärt werden. Noch viel zu selten tauschen sich Arzt und Apotheker direkt über die Arzneimitteltherapie ihrer Patienten aus. Das wollen die Apothekerkammer Niedersachsen und die Allgemeinmediziner an der Medizinischen Hochschule in Hannover ändern.

Durch gemeinsame Fortbildungen von Studierenden beider Fachbereiche sollen Barrieren abgebaut und Netzwerke geknüpft werden. Davon profitieren wird der Patient. Schließlich verfolgen beide Heilberufe das gemeinsame Ziel, die Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu verbessern. Die Apotheker kennen Informationen über den Patienten, beispielsweise ob er die Wirkstoffe gut verträgt oder welche Medikamente er zusätzlich in der Selbstmedikation einnimmt, die für den Arzt und seinen Therapieplan wichtig sind und umgekehrt.

Start des Projekts war am 2. Dezember. Zwei Medizinstudierende und drei Pharmazeuten im Praktikum kamen in den Seminarräumen der Medizinischen Hochschule in Hannover zusammen. Am Vormittag lernten sich die Teilnehmer kennen und schilderten, wie jeweils ihr Studium abläuft. Apotheker Dr. Alexander Zörner aus Munster erklärte in einem Einführungsvortrag die gesetzlichen Bestimmungen, mit denen die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung geregelt ist.

Außerdem stellte er eine Methode für einen umfangreichen Medikationscheck bei Patienten vor, die regelmäßig mehr als fünf rezeptpflichtige Medikamente einnehmen. Diese Medikationsanalyse schult die Apothekerkammer Niedersachsen in der Fortbildung „Athina“, Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken. Dort lernen Apotheker, wie sie die Medikation von Patienten systematisch erfassen, Probleme erkennen und Verbesserungen vorschlagen können. In Niedersachsen haben inzwischen über 500 Apotheker den theoretischen Teil der Seminare absolviert. Bereits 200 Apotheker erhielten ein Abschlusszertifikat.

Am Nachmittag analysierten die Studierenden vier Patientenfälle, die die PJler ausgewählt hatten. Unterstützt von Dr. Zörner diskutierten sie intensiv Krankenhistorie, Verordnungen und Dosierungen. Ein besonders schwieriger Fall war der einer Patientin, die vierzehn Medikamente einnimmt.

Die jungen Pharmazeuten empfahlen den Medizinstudierenden die ABDA-Datenbank, wiesen auf potenziell gefährliche Wechselwirkungen hin und boten konkrete Vorschläge an, den Einnahmezeitpunkt, die Dosierung oder auch das Präparat zu ändern.

Antje Müller, Medizinstudentin, 32 Jahre: „Ein sehr informativer Tag. Ich finde den Austausch zwischen den Berufsgruppen unheimlich wichtig, weil man sehr viel vom Wissen und von den Erfahrungen der einzelnen Berufszweige lernen kann. Ich hoffe, dass sich irgendwann eine gemeinsame Schnittstelle entwickelt, damit ein Austausch einfacher wird."

Nils Grotstück, Pharmazeut im Praktikum, 25 Jahre: „Gerade der interprofessionelle Ansatz, bei dem angehende Apotheker und Ärzte aus zwei Blickwinkeln auf ein Thema schauen, ist in dieser Form neu und zu begrüßen. Es war schön, mit den Medizinern einmal fachlich ins Gespräch zu kommen, ohne dass die Kommunikation wie so oft im Alltag rein problembezogen ist."

Die gemeinsamen Schulungen von Studierenden der Pharmazie und Medizin werden im nächsten Jahr fortgesetzt.

Das Projekt entstand durch gute persönliche Kontakte zwischen MHH-Ärzten und Kammer-Apothekern. „Professor Nils Schneider und seine Oberärztinnen von der Allgemeinmedizin an der MHH sind ein Glücksfall für uns“, sagt Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen. „Mit ihnen haben wir diese Kooperation ganz unbürokratisch innerhalb weniger Wochen auf die Beine gestellt.“

Der Apothekerkammer Niedersachsen gehören rund 7.000 Mitglieder an. Der Apotheker ist ein fachlich unabhängiger Heilberufler. Der Gesetzgeber hat den selbstständigen Apothekern die sichere und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Der Beruf erfordert ein vierjähriges Pharmaziestudium an einer Universität und ein praktisches Jahr. Dabei erwirbt der Studierende Kenntnisse in pharmazeutischer Chemie und Biologie, Technologie, Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie. Nach dem Staatsexamen erhält er eine Approbation. Nur mit dieser staatlichen Zulassung kann er eine öffentliche Apotheke führen. Als Spezialist für Gesundheit und Prävention berät der Apotheker seriös und unabhängig. Er begleitet den Patienten fachlich, unterstützt ihn menschlich und hilft ihm so, seine Therapie im Alltag umzusetzen.

Pressekontakt der Apothekerkammer Niedersachsen:
AzetPR
Andrea Zaszczynski
Wrangelstraße 111, 20253 Hamburg
Telefon 040 / 41 32 700, info@azetpr.com

Apothekerkammer Niedersachsen
Anja Hugenberg
An der Markuskirche 4
30163 Hannover
Telefon: 0511 39099-0
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www.apothekerkammer-nds.de

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